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Werde die Heldin deines Hofs!

fe·male

(EngL., Adj.)

weiblich

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farM

(EngL., SUBST.)

Bauernhof, Landwirtschaft

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fel·low (EngL., Subst.)

Gefährt*in,  Freund*in,  Kamerad*in, Mitglied einer Bildungseinrichtung 

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Future Female

Vielfältige Frauen gestalten vielfältige Landwirtschaft...

In den letzten Jahren durfte ich viele verschieden Frauen in der Landwirtschaft kennen lernen: Große, kleine, leise, laute, extrem engagierete oder pragmatischere Typen. Und obwohl ich eigentlich ein Mensch bin, der probiert diese Welt und den Menschen darin vorurteilsfrei gegenüber zu treten, fiel mir doch auf, dass da doch eine Menge Stereotypen von "der Bäuerin" in meinem Kopf herumgeisterten und ich manchmal direkt vor den Kopf gestoßen war, wenn irgendeine Reaktion oder eine Aussage so gar nicht dazu passen wollte. 

Und wenn man sich dann die Darstellungen von Landwirtinnen außerhalb von wirklich fachspezifischen Magazinen oder einigen ausgesuchten Reportagen ansieht, braucht einen das auch nicht wirklich verwundern. Kaum ein anderer Beruf wird derartig verklärt dargestellt, wie der der Landwirtin. Zwar wird ein Bild gezeichnet, dass auch viele durchaus positive Seiten anführt, wie Familien- und Naturverbundenheit, aber teilweise so stark übertraditionalisiert daherkommt, dass man meint, sie wären einem alten Heimatfilm entsprungen und ganz wenig mit den starken und modernen Frauen zu tun hatte, die ich da draußen jeden Tag sah.

Um ein kleines Beispiel zu nennen, sei eine Landwirtin erwähnt, die nach einer Impfvisite in ihrem Schweinebestand und der Behandlung von 2 Tieren zu mir sagte, dass sie froh sei, dass jetzt alles erledigt wäre, weil nächste Woche fährt sie dann auf Karibik-Kreuzfahrt, so wie jedes Jahr. Eigentlich eine ziemlich banale Aussage, aber ich war baff und unmittelbar im selben Moment habe ich mich gefragt, warum ich eigentlich so erstaunt war. Erstens ging es mich schlicht und ergreifend nichts an, wo wer auf Urlaub hinfährt und zweitens - Why not? Und da war sie: die Gewissheit, dass dieses Bild der sich für Hof und Familie aufopfernden Bäuerin, die sicher nicht alleine 2 Wochen wegfährt, ganz tief auch irgendwo in meinem Kopf saß.

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The single story creates stereotypes, and the problem with stereotypes is not that they are untrue, but that they are incomplete. They make one story become the only story.

Chimamanda Ngozi Adichie

Behind every successful woman
is a tribe of other successful women
who have her back.
unknown
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Und da plötzlich sind wir bei dem Punkt angekommen, der Frauen doch so ganz allgemein betrifft. Vorgedachte Rollen stehen uns einfach oft im Weg. Und die Erkenntnis, dass diese Hindernisse nicht nur rein statistisch da sind, sondern wirklich auch das eigene Leben betreffen, war zumindest bei mir eine Sache der Lebenserfahrung. Einen Euro für jedes mal "du, als Frau in diesem Beruf", ich wär auch schon auf Kreuzfahrt! (um nur ein kleines Bsp. zu nennen)

Und ich sehe jetzt schon den/die eine und andere/n Leser*in, die kopfschüttelnd vor dem Absatz sitzt und in Gedanken alles von sich weist. Und diejenigen kann ich beruhigen, dass ich als Person weder spaßbefreit, noch sonderlich politisch überkorrekt bin oder ein negatives Männerbild habe. Sondern es handelt sich um eine persönliche Feststellung für mich, dass Landwirt*innen (und hier verwende ich mal ganz bewusst die Bezeichnung beider Geschlechter, denn viele dieser Stereotypen bezüglich Landwirtschaft sind ja nicht ausschließlich weiblich)  einfach einmal ein Beruf ist, der zwar viele Alleinstellungsmerkmale besitzt, aber von einer Gruppe ganz unterschiedlicher Personen ausgeübt wird. Und diese Vielfalt ist wunderbar.

Und der Grund warum ich ein Angebot für Frauen in der Landwirtschaft schaffen möchte, ist zum einen weil ich selbst eine Frau bin und zum anderen, weil Tiergesundheit mein Beruf ist. Und aus der Erfahrung heraus, sind es oft Frauen, die für dieses Thema am Hof zuständig sind und ganz oft sind es Frauen, die ganz explizit nach praktischen Strategien und Lösungen suchen, um die Tiergesundheit in ihrem Bestand zu verbessern. Dabei entstehen vielfältige Herangehensweisen und Lösungsansätze und ich bin überzeugt, dass im Erfahrungsaustausch untereinander, kombiniert mit dem nötigen Fachwissen, großartige und praxisnahe Konzepte entwickelt werden können. Ich will ambitionierten Landwirtinnen die Möglichkeit geben, zu Expertinnen zu werden und sich auch als solche zu sehen.  Das ist meine Motivation.

Tiergesundheit als frauendomäne...

Wenn ich die Punkt der Klauengesundheit und -pflege und evtentuell Fütterung (und hey, vielleicht ändern wir das noch) mal außen vor lasse, sind viele große Punkte der Rindergesundheit erfahrungsgemäß in weiblicher Hand. Besonders das Kälbermanagement und alles rund um den Themenkreis Eutergesundheit und Melkmanagement obliegt häufig den Hofherrinnen. Warum das so ist, darüber kann ich nur mutmaßen, es ist mir auch letzten Endes egal, weil ich weiß, dass die Landwirtinnen darin wirklich großartig sind. Folgende Punkte zeichnen meiner Meinung nach Frauen besonders aus, wenn es um das Thema Tiergesundheit geht:

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  • ENGAGEMENT & HINGABE
     

  • ÄNDERUNGSWILLE
     

  • PRAKTISCHE LÖSUNGSANSÄTZE FÜR KOMPLEXE PROBLEME
     

  • DURCHHALTEVERMÖGEN
     

  • EIN GUTES AUGE FÜR VERÄNDERUNG UND ZUSAMMENHÄNGE
     

  • EMPATHIE
     

  • WISSENSDURST
     

  • OFFEN FÜR INNOVATION

In der Veterinärmedizin sprechen wir manchmal von TLC-Patienten. Es ist ein Begriff, der eigentlich eher aus der Kleintier- oder Pferdemedizin kommt und leitet sich aus den englischen Wortkombination "Tender Loving Care" ab. Frei übersetzt heißt es ungefähr "sich liebevoll kümmern". Und es ist erwiesen, dass sich manche tierische Patienten durch liebevolle Pflege rascher und besser erholen.

Nun mag der Begriff in der Landwirtschaft etwas deplatziert wirken, immerhin sprechen wir doch von einer zweckgebunden Tierhaltung, die nicht mit der Haltung von Heimtieren vergleichbar ist. Dennoch gibt es auch im Kuhstall diese Patienten und das Paradebeispiel sind Durchfallkälber. Ein Durchfallkalb braucht eine medizinisch adäquate Behandlung, eventuell eine Infusion oder eine Injektion, aber in der Realität ist es so: In den 30 min, die ich am Hof bin und die Behandlung einleite, kann ich das Kalb nicht retten. Sein oder Nicht-Sein ist im höchsten Grade davon abhängig, wie die weitere Versorgung am Hof abläuft. Und hier sind Frauen oft diejenigen, die diese Kälber mit Hingabe und Päppeln wieder in die Höhe bringen und vor dem sicheren Tod bewahren.

Genauso kann ich eine einzelne Kuh eventuell gegen Mastitis behandeln, aber meistens hat es die MelkerIn in der Hand, ob sich ein Keim einem Bestand breit machen kann oder nicht. Ich habe keinen Einfluss auf Melkreihenfolge, Melkhygiene und Früherkennnung von neuen Fällen. Und auch da sind es oft Frauen, die ihre Tiere sehr gut kennen und auch kleine Veränderungen schnell wahrnehmen.

Klassisch weiblich Attribute, wie Fürsorglichkeit und Intuition?  Wahrscheinlich ist da auch was dran. Aber immer wieder war ich auch beeindruckt von dem tiefen Wissensdurst, der Landwirtinnen innewohnt. Nicht einmal wurde ich am Hof empfangen mit einer ganzen schriftlichen Liste an Fragen, die so in den letzten Wochen aufgetaucht waren. Während Landwirte von mir oft eine eine konkrete Lösung für ein Problem erwarten, wollen es manche Bäuerinnen schon ganz genau wissen. Warum, wieso und überhaupt.

ÜBer die Angst vor dummen fragen...

Im Klassenzimmer

Nun war es jedoch so, dass ich nicht ganz verstand warum immer ich diejenige war, die mit der Liste konfrontiert wurde, denn ich arbeitete mit mehreren kompetenten Tierärzten zusammen und die waren dazwischen auch öfter vor Ort gewesen. Ich suchte zuerst denn Grund darin, dass das Gespräch mit meinen Landwirten und Landwirtinnen für mich immer ein zentraler Aspekt meiner Arbeit war und immer sein wird. Das ist wirklich auch ein Punkt, den ich ganz ausdrücklich in mein Praxisleitbild aufgenommen habe: "Nach der Visite, bleibt niemand mit offenen Fragen zurück". Das heißt, ich versuche immer Raum für Fragen zu lassen und nehme mir bewusst Zeit.

Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass Frauen mich zum Teil einfach lieber fragten, einfach weil ich die Frau im Team war und eine Bäuerin sagte auch mal zu mir, sie könne doch den Chef nicht mit solchen Fragen belästigen.

Und das deckte sich so ein bisschen mit einer Beobachtung, die ich schon öfter auf Fortbildungsveranstaltungen gemacht hatte und zwar durchaus auch auf Fortbildungen für Tierärzt*innen. Da ist das Publikum oft sehr durchmischt, also Männlein und Weiblein. Und nun gibt es ja meist auf diesen Veranstaltungen Vorträge und anschließend Zeit für Fragen oder eine Diskussion und es hat mich immer schon irritiert, dass geschätzt 95% der Fragen von Männern gestellt werden. Aber warum?

Gut -es könnte natürlich sein, dass Frauen einfach besser bei den Vorträgen aufpassen und daher weniger Fragen haben. Glaube ich jetzt aber nicht. Nach langem Überlegen und auch Nachlesen bin ich überzeugt, dass wir Frauen viel mehr Angst haben, eine dumme Frage zu stellen, als Männer. Wenn wir als Frauen etwas nicht verstehen, dann sind wir viel eher geneigt, den Fehler bei uns zu suchen. Da will ich mich selbst gar nicht ausnehmen. Eine klassische Floskel, die  ich oft höre und die ich  auch selbst viel zu oft selbst anwende, ist: "Entschuldigung, vielleicht ist das eine dumme/blöde Frage, aber.....?" Also wir entschuldigen uns schon, bevor wir überhaupt bei der Frage angekommen sind.

Natürlich will niemand eine dumme Frage stellen. "Es gibt keine dummen Fragen", ist ja gerne so eine beliebte Standardfloskel von Lehrer*Innen oder Vorgesetzten, die mich schon immer auf die Palme gebracht hat, weil wir alle wissen, es gibt sie doch. Wieso wir das alle wissen? Ganz genau! Weil wir alle schon mal eine dumme Frage gestellt haben, weil wir weder Fachexpert*Innen für alles sein können, oder weil wir nicht gut aufgepasst haben, oder weil wir halt einfach kurz auf der Leitung gestanden sind. Das ist alles menschlich und passiert Männern wie Frauen. 

Und ja, jetzt kommt die Feministin in mir kurz zu Wort, ich glaube, es ist ein Problem, das tief in der  Erziehung von Mädchen verankert ist. Mädchen werden viel öfter bewusst und unbewusst dazu angehalten sich ruhig und angepasst zu verhalten. Bloß nicht unangenehm auffallen oder irgendjemanden zur Last fallen. Das betrifft dann eben die Wahl der Kleidung genauso, wie das Auftreten im öffentlichen Raum. Und eine richtig dumme Frage, ist so das Paradebeispiel für unangenehm auffallen. Und die Vorstellung, dass sich alle Blicke auf einen richten und man in Ihnen "So eine dumme Gans!" schon quasi lesen kann, lässt uns verstummen. Aber diese Angst ist unbegründet, weil:

  1. Zu 99% ist Eure Frage gar nicht dumm, sondern wurde mit Sicherheit schon von irgendjemand anderen zu diesem Thema gestellt.
     

  2. Und selbst wenn, Ihr habt dabei absolut nichts zu verlieren....
    Macht das Gedankenexperiment: Probiert Euch an ein Frage zu erinnern, die Ihr vielleicht als dumm empfunden habt. Es gibt 2 Möglichkeiten. Es gibt die Fragen, wo man einfach am Schlauch steht, dann fällt einem meistens die Antwort noch ein, während man die Frage zu Ende formuliert. Man hat sich die Frage also schon selbst beantwortet.
    Oder man weiß es eben nicht und bekommt eine Antwort, bei der man so diesen klassischen "Da hätt ich ja auch selbst draufkommen können" - Moment hat. So oder so, die Antwort zur Frage bleibt meist lebenslang im Gedächtnis und man hat einen Gewinn. (Und so betrachtet, gibt es wirklich keine dummen Fragen)

     

  3. Dumme Fragen bleiben bei den anderen nicht sonderlich gut in Erinnerung. Unser Gehirn selektiert unwichtige Information nämlich  schnell und effizient aus.
    In meinem Job krieg ich wirklich viele Fragen gestellt, intelligente und weniger intelligente, aber noch nie ist mir ein/e Patientenbesitzer*in wegen einer dummen Frage in Erinnerung geblieben. Auch bei Vorträgen kann ich mich an kein einziges Pausengespräch erinnern, wo man sich im Anschluss über die dumme Frage von XY unterhalten hätte.

     

  4. Es gehört zum Job von Dienstleister*innen aller Art, Fragen zu beantworten. Ihr bezahlt diese Menschen dafür, auch wenn es nicht immer als Einzelposten auf der Rechnung steht, ganz egal ob das euer/e Steuerberater*in, Tierärzt*in oder ein/e Vortragende/r ist.

Und darum mein Plädoyer für alle Landwirtinnen und Frauen da draußen:

 Wenn ihr eine Frage habt, dann fragt!

Entschuldigt Euch nicht dafür, fragt einfach!

Seid neugierig und selbstbewusst und fördert diese Neugierde auch bei euren Töchtern.

Denn es gibt eine Wahrheit über Fragen, die stimmt ganz bestimmt:

WER NICHT FRAGT, BLEIBT DUMM.

Noch 

Fragen?

"Gut gebrüllt, Löwin!"  wären die Worte meiner Mama zu den letzten Zeilen des vorigen Absatzes.

Aber Brüllen allein ist manchmal zu wenig. 

Und obwohl ich bei Gruppenarbeiten immer ein Fan von gemischten Teams war, kam mir die Idee zu einem Projekt nur für Frauen in der Landwirtschaft. Und nach langem Überlegen, ob ein englischer Titel dafür in unseren Breiten wirklich optimal ist, hab ich mich doch für den Namen "Female Farm Fellows" entschieden, was im Wesentlichen an dem schönen Wort "fellow" liegt. (und ja ich geb's zu: Bäuerinnen und Landwirtinnen sind ziemlich sperrige Wörter)

Fellow ist im englischen ein eher männlich assozierter Begriff und bedeutet soviel wie "Gefährte" und in unserem Fall dann halt "Gefährtin". Das fand ich überaus passend, weil es ganz klar vorgibt, dass es ein gemeinsames Ziel gibt, im Fall der FFF die Verbesserung der Tiergesundheit am Hof und damit einhergehend natürlich auch die Wirtschaftlichkeit. Eine Female FarmFellow ist eine Gleichgesinnte und es drückt auch die Gleichberechtigung und den Respekt untereinander in der Gruppe aus und das freundschaftliche Verhältnis zueinander.
Das sind für mich die Eckpfeiler in denen ich dieses Projekt ausrichten möchte. Es soll nicht darum gehen, dass ich Frauen erkläre, was Sie zu tun haben, sondern es soll um Themen gehen, die gemeinschaftlich erarbeitet werden. Ich sehe mich mehr als Bereitstellerin des Rahmens. In diesem Rahmen sollen sich alle Teilnehmerinnen wohl fühlen, gemeinsam mit- und voneinander lernen können und gestärkt nach Hause gehen. Es soll Platz sein für Fragen, Geschichten und Diskussionen und zum Lachen gehen wir mit Sicherheit nicht in den Keller.

Ich möchte mit Workshops und dem Blog starten, zum Thema Gesundheit im Rinderbestand, weil es das ist, was ich mit meinen Kräften bereitstellen kann. Ich möchte dieses Projekt bewusst sehr offen für die Zukunft halten und folgende Vorhaben wären für mich vorstellbar: Vorträge von anderen Expertinnen, Betriebsbesichtigungen, Kurse (Klauenpflege), uvm.
Ich lade alle Gruppen, Vereine und Vereinigungen, Kolleg*innen und Landwirtinnen, die glauben einen guten Beitrag oder eine Idee beisteuern zu können, herzlichst ein mit mir in Kontakt zu treten. 

Natürlich bin ich gleichzeitig die Praxisinhaberin der Vetpraxis Maishofen, aber dies ist ein unabhängiges Angebot für alle Bäuerinnen im Pinzgau und niemand muss dafür Kundin bei mir sein, oder sich bemüßigt fühlen es zu werden.

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